Unterschichtenroman - Raul Zelik
Roman | ISBN 3-936738-18-1 | 320 Seiten | Herbst 2005 | 18€ | lieferbar | Blumenbar-Verlag
Verlagsankündigung:
Liebe in den Zeiten der Pleite
Die Verhältnisse sind nicht nur extremer, sondern auch unübersichtlicher geworden. Eine bosnische Ladenbesitzerin plädiert für schnellen Sex im Treppenhaus. Ein Immobilienspekulant schimpft über den Kapitalismus. Eine Aussteigerin macht sich Sorgen um die Zukunft ihres jüngsten Sohns. Der heißt Mario, ist Anfang dreißig und lebt in einer WG in der Adalbertstraße. Eines Tages tauchen die Rumänen auf: mittellose und seit kurzem auch wohnungslose Bauarbeiter vom Potsdamer Platz, die vergeblich auf ihre Löhne warten.
Als einstige Nachbarn genießen sie bis auf weiteres Asylrecht in der WG-Küche. Doch weil Mario die fettigen Pfannengerichte und das "Kusturica-Geklimper" aus dem Radio nicht mehr erträgt, faßt er mit seinen Mitbewohnern einen Beschluß. Sie werden den Freunden zur Seite springen – und das Geld für sie eintreiben. So wird aus der Wohngemeinschaft ein gefürchtetes Inkasso-Unternehmen für Einsätze aller Art. Nachdem Mario ein Verhältnis mit der Ladenbesitzerin Melek begonnen hat, kommt er mit seinen neuen Aktivitäten ausgerechnet seinem geschäftstüchtigen Bruder in die Quere.
Der Roman – inspiriert von einem mit Detlev Buck gemeinsam verfaßten Drehbuch – ist ein herzzerreißend komisches Porträt einer Gesellschaft im Umbruch. Mag sein, daß die allgemeine Stimmung eher düster ist. Manchmal aber sind es die angeblichen Verlierer, die sich von einer Krise nicht verunsichern lassen. Schon gar nicht, wenn es eine Krise grundsätzlicher Art ist
Volker Weidermann in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung:
"Wie Raul Zelik den Leser da in rasender Geschwindigkeit durch das Berlin von heute führt, wie er auf den Baustellen, in den türkischen Cafés, den Architekten-Lofts, der Immobilien-Spekulantenszene, irgendwie in ganz Berlin herumjagt, Geschichten findet, Pointen, Witze, Grausamkeiten, wie er all die Geschichten zu einer großen zusammenbindet, zu einem echten, lesenswerten Roman von hier und heute, das ist großartig ... Ein glänzender Auftakt des Bücherherbstes ... So schnell und bunt und kämpferisch und lebensnah. Was für ein Glück!"
Nora Sdun in der TAZ:
"Zelik bespielt mit seinem Roman ein stiefmütterlich behandeltes Genre: die Verwechslungskomödie. Und er setzt dem sauertöpfischen Widerstandsaktivismus eine unsinnige, ungemein kleidsame Kappe auf: Das ständige Gewitzel ist der knatternde Motor der Geschichte, nicht sein Anlass ... Übertreibung ist hier Methode. Radikale Mittel wie Erpressung, Raub, Betäubung sind auch für Zeliks Protagonisten radikale Mittel. Begleitet aber werden sie von so lächerlichen Debatten quer durchs präpotente Vokabular der Postmoderne, dass ihre Inkraftsetzung einem Wunder gleichkommt. Beim Lesen jedenfalls schnappt man kreischend nach Luft."
Berliner-Verhaeltnisse_englisch-translation_chapter1_RaulZelik.pdf (by Katy Derbyshire)