Roman - Raul Zelik
Roman | ISBN 3-935936-25-7 | 240 Seiten | erschienen Januar 2003 | 15 € | lieferbar | Assoziation A
Carla Lee, Tochter eines koreanischen Einwanderers in Deutschland, geht nach Seoul, um als freie Journalistin zu arbeiten. Dort, wo sie zum ersten Mal als Einheimische behandelt wird, fühlt sie sich fremd wie nie zuvor. Der Aufbruch in ein anderes Leben führt an den Ausgangspunkt zurück.
Ein Roman über Fremdheit, Bulimie, prekäre Arbeitsverhältnisse und die ganze Scheiße rund um Identität.
Zum Buch:
Seoul, Asphaltmeer, Monsunhitze: Carla Lee, 27, in Deutschland aufgewachsene Tochter eines koreanischen Gewerkschaftsführers, der sich mittlerweile in Dortmund als Imbissbudenbetreiber verdingt, geht in das Land ihrer Vorfahren, um als Freelancer zu arbeiten. Loving the Alien. Dort, wo sie zum ersten Mal in ihrem Leben nicht als Fremde behandelt wird, fühlt sie sich fehl am Platz wie selten zuvor. Kotzen, was das Zeug hält. Sie beginnt über den Einsturz eines Kaufhauses zu recherchieren, der 1997 mehreren Hundert Menschen das Leben gekostet hat. Doch die Arbeit gelangt schnell an einen toten Punkt. Wie virtuell lässt sich Wirklichkeit einbilden? Das sinnstiftende Versprechen des Journalismus entpuppt sich als Illusion. In Briefwechseln mit Cem, Abiturtürke, Iserlohn, einem in Deutschland gebliebenen Freund, stellt sich Lee die Frage nach der Ursache des Fremdseins. Kotzen, bis man stirbt. Die Reise nach Seoul wird zu einer Fahrt an den Ausgangspunkt.
Raul Zeliks dritter Roman porträtiert mit der "Geschichte der Journalistin Lee" erneut eine Grenzgängerin zwischen den Welten. Überall aneckend, nirgends heimisch, immer auf der Suche.
Sabine Peters im Deutschlandfunk:
"Dieser Text bebt – er artikuliert eine Leidenschaft, die man sonst nicht häufig liest."
Sami Khatib in De:Bug:
"So nervig wie irrelevant das Genre 'deutsche Popliteratur' im deutschen Feuilleton seine Selbstreferenzen und Belanglosigkeiten hyperventilieren durfte, bis die Generation Golf endlich auf ihr Stammklientel aus BWLern, Werbeheinis und überschüssigen Deutschlehrern eingeschmolzen war, so klar und direkt formuliert Zelik ein Gegenmodell: 'Bastard' arbeitet mit modernen Stilmitteln, Ausdrucksformen und Produktionsmitteln, ohne sich einen Pop-Popanz drum zu scheren. Zeliks Roman kann zwar als back to content-, back to politics-Intervention gelesen werden, nicht aber als reaktionäres Polit-Besinnlichkeitsgeschwafel, das mit Migrationsbiographien ihr Opferidentifikationsbedürfnis befriedigt. "Back to" meint hier mindestens den Sprung aufs nächste Level, remember Hegels "bestimmte Negation".
Doro Wiese in der TAZ:
"Am Ende des Romans mag eine Erkenntnis stehen, die die Punkband X-Ray-Spex in den 70er Jahren ins Mikrofon schrie: >Identity is a crisis, can't you see?< Eine Fluchtlinie ziehend scheint die Figur Carla Lee mit letzter Kraft auf die eigene Delete-Taste zu hämmern, bis sie merkt, dass in der Realität, neben all den eigenen und fremden Vorstellungen, doch etwas bleibt, was sie mag."